Gift in Möbeln

CC (BY, SA) by Tami Hills via flickr.com

Das neue Sofa und der Couchtisch passen einfach perfekt ins neu renovierte Wohnzimmer. Die Tapete in dunklem Beige ergänzt sich in eleganter Weise zu den hellen bei Ebay ersteigerten Designermöbeln. Maren ist zufrieden. Endlich hat sie ihr Wohnzimmer im stylischen Berliner Altbau so eingerichtet, wie sie es sich schon immer erträumt hatte. Doch der Traum könnte bald zum Alptraum werden. Denn die neuen Möbel  sehen zwar schön aus, aber sofort nach dem Auspacken verströmen sie einen unangenehmen, süßlich-stechenden Geruch, der auch nach Wochen nicht aus der Wohnung zu verbannen ist. Maren, die das Wohnzimmer auch gleichzeitig als Esszimmer und Home Office nutzt, klagt nach wenigen Monaten über anhaltende starke Kopfschmerzen und gereizte Atemwege. Sie rechnet 1+1 zusammen und beauftragt eine Messung der Innenraumluft, die tatsächlich eine erhöhte Schadstoffkonzentration ergibt und eine Ursache für ihre gesundheitlichen Beschwerden findet. Die neuen, billigen Möbel waren stark mit Schadstoffen belastet und wurden zur wahren Giftschleuder in der Wohnung.

Dieser Fall ist selbstverständlich frei erfunden, geht aber keineswegs an der Realität vorbei. Möbel sind die häufigsten Quellen für Schadstoffe in der Raumluft. Anders als im Beispiel kann man die meisten Schadstoffe nicht riechen oder sichtbar wahrnehmen. Mit welchen Schadstoffen Möbel belastet sein können und zu welchen gesundheitlichen Folgen dies führen kann, möchten wir Ihnen hier vorstellen.

 

Weichmacher

Weichmacher werden Kunststoffen hinzugefügt, um deren Elastizität zu verbessern. Am häufigsten hat man vielleicht schon im Zusammenhang mit PVC von den schädlichen Weichmachern gehört. Im Bereich Möbel findet man sie vor allem in Möbelpolstern. Dort werden sie eingesetzt, um zu vermeiden, dass die Polster reißen. In Kunstlederprodukten und aufblasbaren Möbeln findet man Phthalate, die wichtigsten Weichmacher. Die schädlichen Folgen dieser Stoffe für die Gesundheit treten in Form von Fruchtbarkeits- und Fortpflanzungsschädigung auf. Produkte, die gesundheitsschädliche Phthalate beinhalten müssen gekennzeichnet werden. Bei der Herstellung von Spielzeug für Kleinkinder ist die Verwendung dieser Weichmacher sogar ganz verboten.

 

Formaldehyd

Formaldehyd ist eine gasförmige organische Verbindung. Sie kann ganz natürlich entstehen, wenn kohlenstoffhaltige Materialien nicht vollständig verbrennen. Formaldehyd wird unter anderem bei der Herstellung von Holzwerkstoffen verwendet und genau diese sind wohl am stärksten für das Auftreten dieses Schadstoffes in der Innenraumluft verantwortlich. Hauptsächliche Ursache sind Holzspanplatten, die zu 50% aus Kleber bestehen und diese Kleber bestehen vorwiegend aus Formaldehydharzen. Besonders in den 1960er bis 1980er Jahren wurden solche Platten häufig beim Bau von Fertighäusern verwendet. Von allen Schadstoffen, die man in Wohnungen messen kann, ist Formaldehyd wohl am bekanntesten, da es auch noch nach Jahren ausdünsten kann und somit fast jeder Haushalt davon betroffen ist. Die Auswirkungen von Formaldehyd auf die Gesundheit sind bereits gut erforscht, wobei die jeweilige Reaktion auf Formaldehyd individuell sehr unterschiedlich sein kann. Reizungen der Augen und der Atemwege und Konzentrationsstörungen gehören zu den häufigsten Symptomen bei erhöhter Formaldehydkonzentration in der Innenraumluft. Atem- und Kreislaufbeschwerden, Schlaflosigkeit und diverse andere Symptome können auftreten, wenn man dem Stoff über einen längeren Zeitraum ausgesetzt ist. Die krebserzeugende Wirkung gehört wohl zu den schlimmsten Folgen einer Formaldehydbelastung beim Menschen. Ist ein gewisser Grenzwert in der Raumluft überschritten, sollte deshalb dringend etwas unternommen werden, damit weiterhin unbeschadet in den eigenen vier Wänden wohnen kann.

 

Weitere Schadstoffe

Möbel oder Möbelbezugsstoffe, wie zum Beispiel Leder, die aus dem Ausland importiert werden, wurden im Produktionsland häufig mit Pestiziden behandelt, um sie vor Fäulnis, Schimmelbildung und Keimen zu schützen. Zur Fleckenprophylaxe werden sie außerdem mit giftigen Konservierungsmitteln für den Transport vorbereitet, zum Beispiel mit dem hoch giftigen Pentachlorphenol (PCP).

 

 

Wie kann man sich vor Schadstoffen in Möbeln schützen?

Spezialisierte Labore können die Qualität der Innenraumluft messen und Schadstoffe an Möbeln feststellen. Ob ein Schnelltest ausreicht oder aufwändigere Messungen im Labor durchgeführt werden müssen, hängt von den Gegebenheiten vor Ort ab und lässt sich nicht pauschal ermitteln.

Beim Kauf neuer Möbel sollten Sie in jedem Fall auf Gütesiegel achten. Der Blaue Engel oder das Siegel „LGA schadstoffgeprüft“ garantieren zumindest, dass vorgegebene Schadstoffrichtwerte bei der Herstellung eingehalten wurden.

Neue Möbel mindestens 1-2 Wochen in einem Raum, in dem Sie nicht schlafen und sich nur wenig aufhalten, ausdünsten lassen.

Vorbeugende Maßnahmen, die Sie ganz leicht umsetzen können, um die Qualität der Innenraumluft möglichst schonend zu verbessern, haben wir hier für Sie zusammengestellt.

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