Gift in Möbeln

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Das neue Sofa und der Couchtisch passen einfach perfekt ins neu renovierte Wohnzimmer. Die Tapete in dunklem Beige ergänzt sich in eleganter Weise zu den hellen bei Ebay ersteigerten Designermöbeln. Maren ist zufrieden. Endlich hat sie ihr Wohnzimmer im stylischen Berliner Altbau so eingerichtet, wie sie es sich schon immer erträumt hatte. Doch der Traum könnte bald zum Alptraum werden. Denn die neuen Möbel  sehen zwar schön aus, aber sofort nach dem Auspacken verströmen sie einen unangenehmen, süßlich-stechenden Geruch, der auch nach Wochen nicht aus der Wohnung zu verbannen ist. Maren, die das Wohnzimmer auch gleichzeitig als Esszimmer und Home Office nutzt, klagt nach wenigen Monaten über anhaltende starke Kopfschmerzen und gereizte Atemwege. Sie rechnet 1+1 zusammen und beauftragt eine Messung der Innenraumluft, die tatsächlich eine erhöhte Schadstoffkonzentration ergibt und eine Ursache für ihre gesundheitlichen Beschwerden findet. Die neuen, billigen Möbel waren stark mit Schadstoffen belastet und wurden zur wahren Giftschleuder in der Wohnung.

Dieser Fall ist selbstverständlich frei erfunden, geht aber keineswegs an der Realität vorbei. Möbel sind die häufigsten Quellen für Schadstoffe in der Raumluft. Anders als im Beispiel kann man die meisten Schadstoffe nicht riechen oder sichtbar wahrnehmen. Mit welchen Schadstoffen Möbel belastet sein können und zu welchen gesundheitlichen Folgen dies führen kann, möchten wir Ihnen hier vorstellen.

 

Weichmacher

Weichmacher werden Kunststoffen hinzugefügt, um deren Elastizität zu verbessern. Am häufigsten hat man vielleicht schon im Zusammenhang mit PVC von den schädlichen Weichmachern gehört. Im Bereich Möbel findet man sie vor allem in Möbelpolstern. Dort werden sie eingesetzt, um zu vermeiden, dass die Polster reißen. In Kunstlederprodukten und aufblasbaren Möbeln findet man Phthalate, die wichtigsten Weichmacher. Die schädlichen Folgen dieser Stoffe für die Gesundheit treten in Form von Fruchtbarkeits- und Fortpflanzungsschädigung auf. Produkte, die gesundheitsschädliche Phthalate beinhalten müssen gekennzeichnet werden. Bei der Herstellung von Spielzeug für Kleinkinder ist die Verwendung dieser Weichmacher sogar ganz verboten.

 

Formaldehyd

Formaldehyd ist eine gasförmige organische Verbindung. Sie kann ganz natürlich entstehen, wenn kohlenstoffhaltige Materialien nicht vollständig verbrennen. Formaldehyd wird unter anderem bei der Herstellung von Holzwerkstoffen verwendet und genau diese sind wohl am stärksten für das Auftreten dieses Schadstoffes in der Innenraumluft verantwortlich. Hauptsächliche Ursache sind Holzspanplatten, die zu 50% aus Kleber bestehen und diese Kleber bestehen vorwiegend aus Formaldehydharzen. Besonders in den 1960er bis 1980er Jahren wurden solche Platten häufig beim Bau von Fertighäusern verwendet. Von allen Schadstoffen, die man in Wohnungen messen kann, ist Formaldehyd wohl am bekanntesten, da es auch noch nach Jahren ausdünsten kann und somit fast jeder Haushalt davon betroffen ist. Die Auswirkungen von Formaldehyd auf die Gesundheit sind bereits gut erforscht, wobei die jeweilige Reaktion auf Formaldehyd individuell sehr unterschiedlich sein kann. Reizungen der Augen und der Atemwege und Konzentrationsstörungen gehören zu den häufigsten Symptomen bei erhöhter Formaldehydkonzentration in der Innenraumluft. Atem- und Kreislaufbeschwerden, Schlaflosigkeit und diverse andere Symptome können auftreten, wenn man dem Stoff über einen längeren Zeitraum ausgesetzt ist. Die krebserzeugende Wirkung gehört wohl zu den schlimmsten Folgen einer Formaldehydbelastung beim Menschen. Ist ein gewisser Grenzwert in der Raumluft überschritten, sollte deshalb dringend etwas unternommen werden, damit weiterhin unbeschadet in den eigenen vier Wänden wohnen kann.

 

Weitere Schadstoffe

Möbel oder Möbelbezugsstoffe, wie zum Beispiel Leder, die aus dem Ausland importiert werden, wurden im Produktionsland häufig mit Pestiziden behandelt, um sie vor Fäulnis, Schimmelbildung und Keimen zu schützen. Zur Fleckenprophylaxe werden sie außerdem mit giftigen Konservierungsmitteln für den Transport vorbereitet, zum Beispiel mit dem hoch giftigen Pentachlorphenol (PCP).

 

 

Wie kann man sich vor Schadstoffen in Möbeln schützen?

Spezialisierte Labore können die Qualität der Innenraumluft messen und Schadstoffe an Möbeln feststellen. Ob ein Schnelltest ausreicht oder aufwändigere Messungen im Labor durchgeführt werden müssen, hängt von den Gegebenheiten vor Ort ab und lässt sich nicht pauschal ermitteln.

Beim Kauf neuer Möbel sollten Sie in jedem Fall auf Gütesiegel achten. Der Blaue Engel oder das Siegel „LGA schadstoffgeprüft“ garantieren zumindest, dass vorgegebene Schadstoffrichtwerte bei der Herstellung eingehalten wurden.

Neue Möbel mindestens 1-2 Wochen in einem Raum, in dem Sie nicht schlafen und sich nur wenig aufhalten, ausdünsten lassen.

Vorbeugende Maßnahmen, die Sie ganz leicht umsetzen können, um die Qualität der Innenraumluft möglichst schonend zu verbessern, haben wir hier für Sie zusammengestellt.

Mit Efeu & Co. zu einem besseren Raumklima

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In einer absolut schadstofffreien Wohnumgebung zu leben ist unmöglich. Durch die Außenluft, Putz- und Renovierungsarbeiten, Baumaterial und Inneneinrichtung gelangen Schadstoffe in die Innenraumluft. Außerdem erhöht sich durch Duschen, Wäsche Trocknen und Kochen der Feuchtigkeitsgehalt der Innenraumluft, wodurch sich Schadstoffe noch leichter ausbreiten können. Mit verschiedenen Maßnahmen kann man sie reduzieren, vermeiden lassen sie sich aber nicht völlig. Schadstoffe in der Innenraumluft können Allergien und andere Krankheitssymptome auslösen. Besonders Kinder reagieren sensibel auf Schadstoffe in der Luft, aber auch Schwangere und ältere Menschen zählen zu dem Personenkreis, der sich möglichst wenig nur in mit Schadstoffen belasteten Räumen aufhalten sollten. Doch nicht sofort ist eine chemische Analyse der Innenraumluft beim Baubiologen erforderlich. Schon kleine Maßnahmen können helfen, die Schadstoffbelastung in der Innenraumluft zu reduzieren und gesundes Wohnen zu fördern.

 

Zimmerpflanzen gegen Schadstoffe

Vielleicht haben Sie schon mal davon gehört, dass Zimmerpflanzen Schadstoffe aufnehmen und veratmen können. Tatsächlich wurde in diversen Studien festgestellt, dass allein das Aufstellen von Zimmerpflanzen die Qualität der Innenraumluft verbessern konnte. Nachfolgend eine Liste der Pflanzen, die gegen Schadstoffe in der Innenraumluft, z. B. Formaldehyd, wirksam sind:

  • Schwertfarn
  • Efeutute
  • Efeu
  • Birkenfeige
  • Drachenbaum
  • Echte Aloe
  • Banane
  • Chrysanthemen
  • Gerbera
  • Grünlilie
  • Baumfreund
  • Zwergdattelpalme
  • Gummibaum
  • Philodendron

 

Weitere Tipps zur Verbesserung des Raumklimas

 

  • Regelmäßig richtig lüften. Ein völliger Austausch der Innenraumluft ist nur durch Stoßlüften mit Durchzug möglich. Gleichzeitig wird der Bildung von Schimmelpilzen vorgebeugt.
  • Die optimale Luftfeuchtigkeit in Innenräumen beträgt etwa 50-60%, sollte mindestens bei 40% liegen. Ist der Feuchtigkeitsgehalt niedriger droht Reizung der oberen Atemwege durch Trockenheit; dadurch infektanfälliger; Die relative Luftfeuchte kann mit simplen Mitteln erhöht werden: richtig lüften, Schalen mit Wasser, Zimmerpflanzen oder Zimmerbrunnen aufstellen
  • Räume richtig temperieren, denn je höher die Raumtemperatur desto stärker gasen die Schadstoffe aus; Temperaturempfehlungen für Wohnräume: Wohnzimmer 21° C, Schlafzimmer/Flur/Küche 16 – 18° C, Badezimmer 23° C
  • Beim Putzen auf Chemiekeule verzichten und besser zu den ebenso wirksamen und deutlich verträglicheren Hausmitteln der Großmutter zurückgreifen.
  • Teppichböden regelmäßig staubsaugen. Der Staubsauger sollte mit einem hochwertigen Partikelfilter ausgestattet sein. Glatte Böden regelmäßig feucht wischen.
  • Beim Kauf von Möbeln, Textilien, Farben und Lacken auf Öko-Siegel achten
  • Natürlichkeit bevorzugen: Holzmöbel natürlich belassen und die Spuren der Zeit lieber als positive Qualitätsmerkmale betrachten, anstatt das Holz mit Lacken zu behandeln, um dann zwar kratzfreie und pflegeleichte, aber schadstoffbelastete Möbel zu erhalten.

 

Diese Tipps dienen in erster Linie zur Vorbeugung und können bei geringen Schadstoffquellen kurzfristig Abhilfe schaffen. Liegt allerdings eine deutlich erhöhte Schadstoffkonzentration vor, die nach Entnahme von Proben im Labor geprüft und gemessen werden kann, sind aufwändigere und kostenintensivere Maßnahmen im Rahmen einer Sanierung erforderlich, um die Gesundheit zu schützen, etwaigen Krankheitsfolgen entgegenzuwirken oder solche erst gar nicht entstehen zu lassen.